“Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.”, sagte Nelson Mandela einst. Er behält Recht, denn Momente, in denen wir keine Kontrolle darüber haben, was passiert, gehören zum Leben dazu. Spätestens jedoch, wenn wir selbst in einer unerwarteten Situation wie einer Trennung, einer Schließung der Firma oder einer Krankheit stecken, vergessen wir Weisheiten wie diese schnell. Stattdessen machen sich Stress, Angst und Panik breit.
“Das ist vollkommen natürlich, denn Menschen können ausschließlich auf vorhandene Informationen und Erfahrungswerte zugreifen.”, sagt Nadine Bokarev, die Entwicklerin der Resilienz-Diät. “Die Vorstellung etwas Bekanntes zu verlieren erscheint also zunächst unsicher und als eine Bedrohung. Das passiert selbst dann, wenn man schon lange in einer Partnerschaft lebt, in der man sich nicht geliebt fühlt oder eine Arbeitsstelle hat, die keine Freude bringt. Der Gedanke, verlassen oder gekündigt zu werden, ohne jemanden oder etwas Neues zu haben, erzeugt Angst.”
Veränderungen resilient meistern
Auch wenn unsere Angst vor unbekannten Veränderungen natürlich ist, sollte sie selbstverständlich nicht dazu führen, dass wir resignieren oder uns mit faulen Kompromissen à la “Besser ein Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach” zufriedengeben. Stattdessen haben wir in Zeiten der unvorhersehbaren Veränderung die Möglichkeit, die Unsicherheit als Chance zu nutzen. Um eine unsichere Situation resilient zu meistern und gestärkt durch eine Veränderung hindurchzugehen, helfen Dir drei Schritte, die auch als “Brücke des Wachstums” bekannt sind. Insbesondere vor Eintritt einer Veränderung schaffen sie Klarheit, Ruhe und Fokus auf das Wesentliche.
Die Brücke des Wachstums
Den größten Stress erleben wir, bevor die Veränderung überhaupt eingetreten ist. In dieser Phase wissen wir nur, dass sich etwas verändert, aber noch nicht, wie es weitergehen wird. Das ist die Zeit der Fragen, Vermutungen und Vorannahmen, sozusagen die Brücke zwischen dem Bekannten (Jetzt) und dem Unbekannten (Zukunft). Diese Brücke kannst Du bewusst nutzen, um Deine Resilienz zu stärken und ressourcenreicher aus der unbekannten Situation hervorzugehen.
Schritt 1: Finde Deine wahren Ängste (1. Hälfte der Brücke)
Eine Vielzahl an Fragen kreisen uns vor einer Veränderung durch den Kopf. Es sind Fragen wie: “Was ist, wenn …?”, “Wie geht es weiter?”, “Wie wird es sein?”, “Werde ich es schaffen?”, “Was sagen die anderen?”. Diese und weitere Fragen kreieren belastende Gefühle. Schreibe alle diese Fragen ungefiltert und untereinander auf. Hinterfrage sie nun mit: “Wovor habe ich wirklich Angst?” Vertraue darauf, dass Du die Antworten kennst und sie bereits in Dir liegen. Beantworte sie ehrlich und aufrichtig. Nimm wahr, wie Dein Geist durch die Beantwortung der Fragen ruhiger wird und Deine innere Sicherheit wächst. Ergänze anschließend die Frage: Was kann im schlimmsten Fall passieren?
Schritt 2: Vorannahmen beseitigen (Zweite Hälfte der Brücke)
Du bist weit gekommen, gut so! Frage nun weiter und filtere Vermutungen und Vorannahmen heraus, die beängstigende Gedanken und Stress in Dir erzeugen. Vermutungen entstehen meistens aus den eigenen Ängsten heraus und können wie folgt aussehen: “Ich werde kein Geld haben.”, “Ich werde immer alleine bleiben.”, “Ich verliere mein Geschäft.”, “Keiner wird mich unterstützen.”, etc. Du findest Deine Vermutungen und Vorannahmen besonders gut heraus, indem Du Dich fragst “Was ist, wenn…?” und diese Frage mit “dann…” beantwortest.
Schreibe nun alle Vorannahmen ungefiltert auf. Auch, wenn Dir die Annahmen teilweise unwichtig oder lächerlich vorkommen. Hinterfrage nun Deine Vorannahmen mit der Frage “Was kann/muss ich tun, damit XY nicht eintritt?”. Ein Beispiel: Was muss ich tun, damit mir nicht das Geld ausgeht, auch wenn ich mein Geschäft schließen muss? Antwort: Eine neue Arbeitsstelle suchen (z.B. beim Bäcker um die Ecke), bis ich eine neue Geschäftsidee entwickelt habe. Wenn Du keine Antwort findest, versuche die Perspektive zu ändern und stelle Dir folgende Frage: “Was muss ich tun, damit das Szenario, vor dem ich Angst habe, mit 100 prozentiger Sicherheit eintritt? Zum Beispiel: Was muss ich tun, damit ich kein Geld mehr habe? Antwort: Auf dem Sofa sitzen bleiben und nichts tun.
Schritt 3: Die Veränderung annehmen (Ankommen)
Fasse jetzt Deine neuen Erkenntnisse zusammen. Entwickle aus Deinen Antworten einen konkreten Plan und konkrete Schritte, auch wenn dieser Plan aktuell nicht Deiner Traumvorstellung entspricht. Der Plan hilft Dir dabei zu erkennen, dass Dein Leben weitergeht, Du unabhängig und handlungsfähig bist. Dieses Gefühl führt zu mehr innerer Sicherheit, auch wenn sich alles um Dich herum unsicher anfühlt.
Extra-Tipp von Nadine Bokarev: “Schaue doch mal auf Dein eigenes Leben zurück und erinnere Dich an schwierige Situationen. Du wirst sehen, wie viel Du schon gemeistert hast.”
Veränderungen annehmen
Haben wir erst einmal den Schritt über die Brücke des Wachstums gewagt, ist die Veränderung selbst oft viel einfacher. Wichtig ist es, dass Du bereit bist, die Veränderung zu akzeptieren und nicht die alten Umstände zurück haben willst. Statt unter extremen Druck und Dauerstress wegen der vergangenen Umstände zu leiden, betrachte Deine Möglichkeiten. Kannst Du Deine Situation ändern? Wenn ja, schreibe auf, wie Du sie ändern kannst und komme ins Handeln. Wenn nein, mache das Beste aus Deiner Situation. Die Situation muss und wird nicht für immer so bleiben. Entwickle einen Plan B, sodass Du die Situation schon bald akzeptieren kannst.